YouTube Red: Das Wichtigste zum neuen Bezahlangebot (2024)

YouTube RedDie wichtigsten Antworten zu YouTubes Bezahlangebot

Für ein werbefreies YouTube kann man ab nächster Woche bezahlen, zumindest in den USA. Was ändert sich für normale Nutzer? Und kommt YouTube Red auch nach Deutschland? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

VonMarkus Böhm

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YouTube Red: Das Wichtigste zum neuen Bezahlangebot (1)

1. YouTube Red? Was ist das eigentlich?

Auch wenn der Name mit den Bestandteilen Red und Tube den ein oder anderen an ein Pornoportal erinnert: YouTube Red ist ein neues Bezahlangebot von YouTube. Wer 9,99 Dollar im Monat zahlt, kann sich die Videos des Portals künftig ohne Werbeunterbrechungen ansehen.

Exklusiv für Red-Nutzer gibt es auch die Option, bei Videos nur den Ton abzuspielen, man kann sich jetzt ein Video also auch im Hintergrund anhören und dabei etwas anderes mit seinem Smartphone machen. Videos nicht zu übertragen, kann natürlich auch mobiles Datenvolumen sparen helfen. Alternativ lassen sich Videos auch in unterschiedlichen Qualitäten speichern und später ohne Internetverbindung auf dem Smartphone oder Tablet ansehen - eine praktische Funktion, etwa für Flugreisen oder Bahnfahrten. Red soll sich geräteübergreifend nutzen lassen, heißt es in der Ankündigung.

2. Wann kommt YouTube Red nach Deutschland?

Zunächst startet YouTube Red nur in den USA - und das bereits kommenden Mittwoch. Langfristig soll das Angebot aber auch in anderen Ländern eingeführt werden. Auf Nachfrage bei Google heißt es, ein Start in Deutschland und weiteren wichtigen Märkten sei für das kommende Jahr geplant. Eine genauere Eingrenzung gibt es nicht.

3. Hat YouTube so etwas Ähnliches nicht schon einmal vorgestellt?

Ja. Im November 2014 stellte YouTube Music Key vor, einen Abo-Service mit ähnlichem, aber nicht ganz so umfassendem Konzept. Für zunächst acht Dollar im Monat konnten Nutzer hier Musikvideos ohne Werbeunterbrechungen anschauen. Nach Deutschland hat es das Angebot aber nie geschafft.

YouTube Red ersetzt Music Key jetzt nicht nur, sondern geht noch einen Schritt weiter: Beim neuen Angebot geht es nicht mehr nur um Musikvideos, sondern um Clips aller Genres, von "Let's Play"-Videos über Sketche bis hin zu Beauty-Tutorials.

4. Kann man YouTube weiter kostenlos nutzen?

YouTube betont ausdrücklich, das YouTube Red eine Premiumvariante von YouTube ist, kein Ersatz. Die kostenlose werbefinanzierte Form des Dienstes soll es weiter geben. Im Kern ähnelt das YouTube-Modell künftig also dem Streaming-Dienst Spotify: Wer zahlt, wird die Werbung los und bekommt auch noch einen Offline-Modus.

Einen wichtigen Unterschied gibt es bei YouTube Red aber doch: die Exklusivinhalte. Ab dem nächsten Jahr will YouTube im Stil von Netflix oder Amazon Prime Instant Video Exklusivformate und -filme ins Programm nehmen, die nur Abo-Kunden sehen können.

In einer ersten Übersicht zu den "Red Originals" wird etwa ein neues Format namens "Scare PewDiePie" aufgeführt. PewDiePie, der den Abonnentenzahlen zufolge beliebteste YouTuber überhaupt, soll hier in furchteinflößende Situationen geraten, die von seinen Lieblingsvideospielen inspiriert sind. Produziert wird die Sendung von Teilen des "The Walking Dead"-Teams.

Interessant klingt auch eine Virtual-Reality-Serie von MatPat vom Kanal The Game Theorists. Bei dieser Sendung mit dem Arbeitstitel "360 Project from MatPat of Game Theory" soll überprüft werden, wie viel Unsinn und wie viel Wissenschaft hinter Ideen aus Videospielen steckt. Auch der bekannte Kanal "CollegeHumor" plant ein Exklusivformat für YouTube Red.

5. Macht YouTube Netflix jetzt also noch direkter Konkurrenz?

Das kann man so sehen. Doch nicht nur Netflix wird von dem neuen Angebot unter Druck gesetzt. YouTube Red könnte auch Musikstreaming-Diensten wie Spotify, Deezer und Apple Music Kunden abjagen. Das liegt daran, dass Google YouTube Red mit seinem Streaming-Dienst Google Play Music verbindet, der hierzulande zehn Euro im Monat kostet. Wer Play Music abonniert, bekommt Red kostenlos - und umgekehrt.

Google bietet somit in den USA künftig für zehn Dollar sowohl Musik-, als auch Videostreaming. Da die großen Musikdienste ohnehin ein extrem ähnliches Sortiment haben, bietet das Google-Angebot hier einen echten Mehrwert. Gegen Millionen Videos ohne Werbung wirkt zum Beispiel das noch nicht sonderlich umfangreiche Hörbuchangebot von Spotify unspektakulär.

6. Nun ist also alles gut in YouTube-Land?

Nein, die Einführung von YouTube Red birgt auch Konfliktpotenzial. In seiner Ankündigung wirbt das Videoportal zwar damit, dass man Videos aus dem ganzen YouTube-Angebot ohne Werbeunterbrechung ansehen kann. Unklar bleibt jedoch zumindest bis zum 28. Oktober, ob möglicherweise einige beliebte Kanäle aus dem US-Angebot verschwinden.

Das könnte passieren, weil YouTube die Mitglieder seines Partnerprogramms - also jene Kanäle, die mit ihren Clips Geld verdienen - laut "TechCrunch" vor die Wahl gestellt hat: Entweder sie machen bei Red mit oder ihre Kanäle tauchen sowohl im kostenlosen Angebot als auch in der Bezahlvariante nicht mehr auf. Das klingt nach "friss oder stirb" - und betrifft grundsätzlich auch deutsche Videomacher. Wer seine Videos nicht für Red freigegeben hat, dessen Inhalte sind ab Mittwoch zumindest für US-Nutzer nicht mehr verfügbar.

YouTube zufolge sollen übrigens 99 Prozent der Partnerinhalte auch bei Red verfügbar sein, schreibt "TechCrunch". Das Tech-Magazin liefert in seinem Artikel auch Informationen dazu, wie künftig die Abrechnung laufen könnte: Bislang waren für die Partner die Abrufzahlen ihrer Videos wichtig, in Zukunft soll bei Verteilung der Aboeinnahmen wichtig sein, wie lange die Nutzer ein Video angesehen haben. Längere Clips seien somit im Vorteil, legt "TechCrunch" nahe. Google wollte das Abrechnungsprinzip auf Nachfrage nicht kommentieren. Unklar ist auch, welcher Anteil der Erlöse überhaupt an die Videomacher ausgeschüttet wird.

Interessant ist zuletzt noch die Frage, ob sich langfristig womöglich die Erwartungshaltung zahlender YouTube-Nutzer ändert: Wer künftig zehn Dollar im Monat ausgibt, weil ihm Werbefreiheit versprochen wird, könnte sich eher darüber ärgern, wenn er in YouTube-Videos etwa auf Produktplatzierungen stößt. Die Möglichkeiten, Videos von Unternehmen sponsern zu lassen, sind recht groß, auch in Deutschland. Und erfolgreiche YouTuber verdienen durch solche Deals mit Unternehmen im Zweifel mehr als mit herkömmlicher Werbung.

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